Schadflächen wiederbewalden

Schadflächen wiederbewalden – das gibt’s zu beachten

Bereits die Auswahl der Pflanzen stellt die Weichen für die langfristige waldbauliche Behandlung und ist für Waldbesitzende eine Investition in die Zukunft. Umso wichtiger ist es, sich vorab gründlich zu überlegen, worauf es bei der Wiederanpflanzung ankommt. Es muss geklärt werden, welche Baumarten an welcher Stelle gepflanzt werden, aber auch, ob wurzelnacktes Pflanzgut oder Topfpflanzen eingesetzt werden.

Ausgangslage auf Schadflächen
Auf Kahlflächen, insbesondere ab einer Größe von ca. 3000 qm müssen die frisch gepflanzten Bäumchen häufig mit extremen Witterungsbedingungen zurechtkommen. Mit Hitze, Frost, Licht und hoher Verdunstung können nicht alle Baumarten gleich gut umgehen. Im Zentrum größerer Kahlflächen sind Lichtbaumarten wie Eiche und Lärche oder sogenannte Pionierbaumarten wie Birke und Kiefer besser geeignet. Schattverträgliche Baumarten wie Rotbuche oder Weißtanne benötigen zumindest den Seitenschutz von Altbeständen.
Häufig befinden sich noch Reste von Gipfel- und Astmaterial – sog. Schlagabraum – auf den Kahlflächen. Auch wenn dieser die Pflanzung erschwert, bringen diese „Überbleibsel“ viele Vorteile für die neue Kultur und sollten deshalb nur soweit es für die Pflanzung unbedingt notwendig ist plätzeweise entfernt werden. Der Boden trocknet dann nicht so schnell aus, Temperaturextreme werden abgemildert, das Material kann einen gewissen Schutz vor Wildverbiss bieten und zusätzlich werden durch die Zersetzung Nährstoffe wieder an den Waldboden zurückgegeben.
Die Dichte der Konkurrenzvegetation an Gräsern, Beerensträuchern, Farnen usw. nimmt abhängig vom Standort in der Regel im zweiten oder dritten Jahr nach dem Zwangseinschlag massiv zu. Sie behindert sowohl ein Aufkommen von Naturverjüngung als auch die ungestörte Entwicklung der frisch gepflanzten Bäumchen. Ist bereits entsprechende Konkurrenzflora vorhanden, sind größere Pflanzsortimente (ab einer Größe von etwa 80 cm) – sog. „Heister“ – empfehlenswert.
Es lohnt sich nachzuschauen, ob auf der Fläche bereits standortsgerechte Naturverjüngung steht. Dabei sollten auch kleine Sämlingspflanzen berücksichtigt werden. Vorhandene Mischbaumarten lassen sich mit Markierstäben gut kennzeichnen. Geeignet sind sowohl Bambusstäbe (auch bekannt als „Tonkinstäbe“) oder farbige Fiberglasstäbe (z. B. von Vinotto). Fiberglasstäbe sind sehr langlebig und wiederverwendbar. Sie helfen dabei, die Pflanzen in der Konkurrenzvegetation wiederzufinden um sie entsprechend zu schützen bzw. zu pflegen. Aber Kunststoffstäbe verrotten nicht und müssen wieder aus dem Wald entfernt werden.

Anpflanzung Kahlfläche mit Markierstäbe

Mit Hilfe von Markierungsstäben lassen sich die Forstpflanzen auch bei Konkurrenzvegetation leicht wiederfinden.
Darüber hinaus sollte abgeschätzt werden, wieviel Naturverjüngung in den nächsten Jahren noch zu erwarten ist. Untersuchungen aus früheren Sturmwurfflächen haben ergeben, dass mit einer Entfernung von mehr als 50m zu einem Altbestand die Wahrscheinlichkeit für ausreichend dichte Naturverjüngung stark nachlässt (2004: Von Nichts kommt Nichts/ LWF aktuell / Borchert und Mößnang). Nicht erwünschte Naturverjüngung wie zum Beispiel Fichte auf staunassen Böden ist vor einer Pflanzung möglichst zu entfernen, weil eine spätere Pflege viel aufwendiger und teurer ist.
Bei einer Pflanzung ist es sinnvoll günstige Kleinstandorte auszunutzen und schwierige Kleinstandorte nach Möglichkeit zu meiden. Günstige Pflanzplätze sind zum Beispiel die Stockachseln alter Wurzelstöcke; zu vermeiden sind erkennbare Bodenschäden wie Fahrspuren. Dort fallen Pflanzen weitaus häufiger aus.
Sind in einem Wald mehrere Schadflächen vorhanden, empfiehlt es sich Prioritäten zu setzen: zuerst stark wüchsige Flächen mit bereits vorhandener Konkurrenzvegetation bepflanzen – große Flächen vor kleinen in Angriff nehmen.
Baumartenwahl
Um die richtige Auswahl der Baumarten zu treffen, ist ein Beratungsgespräch mit der zuständigen Försterin/dem zuständigen Förster zu empfehlen. Diese(r) kann anhand der geologischen Ausgangslage vor Ort, der Bodenart, dem Wasserhaushalt und weiteren Faktoren unter Berücksichtigung der Wünsche des Waldbesitzers einen fachlich fundierten Rat geben. Ihren Ansprechpartner finden Sie mithilfe des „Försterfinders“ unter

Waldbesitzer-Portal Externer Link

Die Marktsituation für Forstpflanzen spielt allerdings auch eine Rolle. Da die Versorgungslage mit herkunftsgerechtem Pflanzmaterial bei einigen Baumarten teilweise nicht ausreichend ist, kann im Zweifelsfall ein Ausweichen auf andere Sortimentsgrößen oder eine zugelassene Ersatzherkunft eine gute Lösung sein. Der Pflanzenbedarf sollte den Baumschulen frühzeitig gemeldet werden. Informationen zur Verfügbarkeit von Forstpflanzen finden Sie dazu unter

EZG-Forstpflanzen Externer Link

Auch auf kleineren Flächen ist es ratsam, räumlich getrennt mindestens zwei unterschiedliche standortsgerechte Baumarten zu pflanzen; auf Flächen ab 1ha Größe sind drei bis vier unterschiedliche Baumarten besser, um das Ausfallrisiko zu verringern. Auch an seltenere Lichtbaumarten wie Kirsche, Nuss oder Flatterulme kann bei passendem Boden gedacht werden.
Pflanzmaterial
Für einen zukunftsfähigen Wald müssen die Pflanzen in jedem Fall herkunftsgesichert sein. Eine fünfstellige Nummer beschreibt bei der Baumschulware neben der Baumart das Wuchsgebiet, aus dem der Samen für die Forstpflanze stammt. Die Nummer garantiert gleichzeitig, dass der forstliche Nachwuchs aus einem auf Qualität und Leistung hin überprüften Bestand kommt.
Bei den Pflanzen stehen sowohl wurzelnackte als auch Topf-/ Containerpflanzen zur Auswahl.
Vorteile TopfpflanzenNachteile Topfpflanzen
Wasser- und Nährstoffreserven im TopfQualitätsbeurteilung schwierig, da Wurzelbereich mit Erde bedeckt
Verlängerung des Pflanzzeitraums (bis Spätfrühling bzw. ab Spätsommer)
Gefahr der Wurzeldrehung (Deformation) im Topf
Geringe Wurzelverluste (keine Rodung aus dem Pflanzbeet/ i. d. R. kein Wurzelschnitt nötig)Teilweise Probleme beim Auswurzeln vom gut mit Nährstoffen versorgten Topfsubstrat in ärmere, schlecht versorgte Böden
Insbesondere bei schwierigen Bedingungen geeignet (wenig Mineralboden/ trockene Witterung); im Allgemeinen höhere AnwuchssicherheitInsbesondere bei qualitativ guter Ware (wesentliches Merkmal ist hier ein möglichst hohes Topfvolumen) etwas teurer im Vergleich zu wurzelnackten Pflanzen
Insbesondere bei schwierigen Bedingungen geringerer Pflanzschock im Vergleich zu wurzelnackten Pflanzen und dadurch stärkeres Wachstum vor allem im ersten Pflanzjahr; damit Vorteil gegenüber der KonkurrenzvegetationHöherer logistischer Aufwand für Transport zur und auf der Fläche
Pflanzverfahren (i. d. R. Hohlspaten) weniger fehlerträchtig als andere Varianten
Untersuchungen haben ergeben, dass bei normalen Bedingungen (durchschnittliche Niederschlagsmenge und normale Standorte) der Unterschied im Wachstum zwischen wurzelnackten Forstpflanzen und Topfpflanzen unbedeutend ist. Die Ausfallrate ist auch bei wurzelnackten Pflanzen gering, wenn beim Ausheben, Transport und beim eigentlichen Pflanzvorgang sorgfältig gearbeitet wird und die Witterung passt. Je trockener die Witterung und je extremer die Standorte (z. B. Schutzwald im Gebirge) sind, desto günstiger schneiden Topfpflanzen beim Vergleich ab – immer vorausgesetzt, dass deren Qualität passt. Auch bei Baumarten, die beim Anwachsen sehr trockenheitsempfindlich sind, wie Douglasie und Lärche, bieten Topfpflanzen einen Vorteil. Keinesfalls erwirbt man sich mit Topfpflanzen aber ein „Rundum-Sorglos-Produkt“. Qualitativ hochwertiges Pflanzmaterial und sorgfältige Behandlung der Ware sind bei beiden Arten von Forstpflanzen die Grundvoraussetzung für einen hohen Anwuchserfolg.
Ein guter Start

Um den Pflanzen einen guten Start zu ermöglichen sollten noch folgende Punkte beachtet werden:

  • Vor der Pflanzung sind vom Waldboden starke Rohhumusauflagen und Grasfilze abzuziehen: Ziel ist, den kompletten Wurzel- bzw. Ballenbereich in den Mineralboden zu bringen.
  • Wurzelnackte Pflanzen sind so tief wie vorher in der Baumschule in den Mineralboden zu bringen (an den Stämmchen an der sogenannten „Hell-Dunkel-Zone“ zu erkennen). Bei der Topfpflanze muss der Erdballen zusätzlich mit Erde bedeckt werden, um Verdunstungseffekte zu verhindern.
  • Der Ballen von Topfpflanzen darf nie austrocknen und muss vor dem Auspflanzen komplett durchfeuchtet sein. Topfpflanzensubstrat enthält in der Regel Torf. Wenn Torf austrocknet, nimmt er nur sehr schwer wieder Feuchtigkeit auf. Deshalb ist bei der Lagerung von Topfpflanzen auf schattige, windgeschützte Lagen zu achten. Wurzelnackte Pflanzen kann man an solchen Standorten „einschlagen“, also ihre Wurzeln mit Erde bedecken.
  • Bei längerer Lagerung von Topfpflanzen sollten diese unbedingt – wie auch in Baumschulen üblich – auf ein Gitter gestellt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Wurzeln aus dem Topf in den Boden wachsen und beim Wegheben abreißen.
  • Auch bei Weichwand-Töpfen aus verrottbarem Material sind diese vor der Pflanzung zu entfernen oder zumindest teilweise aufzureißen um ein Auswurzeln zu erleichtern.
  • Topfpflanzen dürfen am Ende des Pflanzvorgangs nur leicht mit der Hand angedrückt werden. Ein zu starkes Festtreten mit dem Fuß führt zur Stauchung des Wurzelballens und zur Beschädigung und Verformung der empfindlichen Wurzeln.
Es ist wichtig die Wurzeln der Pflanzen immer „frisch“ zu halten. Bei wurzelnackten Pflanzen gelingt die Lagerung am Einschlagplatz (links), bei Containerpflanzen (Mitte) reicht ein schattiger Lagerplatz mit regelmäßiger Befeuchtung. Beim Pflanzen selbst bietet eine Pflanzlade mit feuchten Tüchern bzw. ein Frischesack (rechts) ausreichenden Schutz vor Austrocknung.
Wer auf dem Weg hin zu ertragreichen, stabilen Waldbeständen auf Nummer sicher gehen will, sollte sich professionellen Rat beim Beratungsförster am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten holen. Dort gibt es auch Informationen über finanzielle Fördermöglichkeiten bei der Wiederaufforstung. Pflanzkurse werden z. B. zusammen mit Waldbesitzervereinigungen und Forstbetriebsgemeinschaften angeboten. Auch an der Bayerischen Waldbauernschule findet am 15./16. April 2024 ein Kurs zum Thema „Bäume pflanzen“ statt.
Katharina Fottner und Matthias Meier
Bayerische Waldbauernschule