Die Motorsäge „fit“ halten: gute Pflege ist das A und O

Auch Großmaschinen haben sie nicht verdrängt. Die Motorsäge zählt immer noch zu den in der Waldarbeit am häufigsten eingesetzten Geräten. Nahezu jeder Waldbesitzer hat mindestens eine Motorsäge im Einsatz. Lebensdauer und Funktionsfähigkeit der Motorsäge hängen weitgehend von ihrer regelmäßigen Wartung und Pflege ab. Wird diese unterlassen, können im Laufe der Zeit ernsthafte Schäden auftreten.

Grundsätze:

  • Die Betriebsanleitung genau durchlesen und die Herstellervorschriften beachten
  • Bei Wartungsarbeiten das mitgelieferte Originalwerkzeug verwenden
  • Bei Unklarheiten in technischen Details den Motorsägenhändler fragen
1. Tägliche Wartungsarbeiten (mind. 1x täglich)

Zunächst werden in einer Sicht- und Funktionsprüfung alle Bauteile, insbesondere die Sicherheitseinrichtungen, begutachtet. Mängel müssen fachgerecht behoben werden.

Die drei Schwerpunkte der täglichen Wartung:

a. Luftfilter: Der Motor muss frei „durchatmen“!

  • Verschmutzte Luftfilter führen zu
    • erhöhtem Kraftstoffverbrauch
    • verstärkter Abgasentwicklung
    • Leistungsabfall
    • höherem Motorverschleiß
    • Startschwierigkeiten
    • Deshalb sollen die Luftfilter stets sauber gehalten werden. Wegen unterschiedlicher Bauweisen von Luftfiltern sind Montage- und Reinigungsanweisungen der jeweiligen Betriebsanleitung zu beachten. Keinesfalls darf jedoch Kraftstoffgemisch zum Reinigen verwendet werden, da zurückbleibende Ölanteile den Staub auf dem Filter binden und zur schnelleren Verschmutzung führen.
b. Motorblock: Ohne Kühlung wird´s zu heiß !

Der Motor der Säge ist von grobem Schmutz zu säubern. Dabei sind insbesondere die Kühlrippen und Lufteintrittsöffnungen im Lüftergehäuse frei zu machen. Bei unzureichender Kühlung kommt es zum gefürchteten „Kolbenfresser“.

c. Kette: Mit einer scharfen Säge macht die Arbeit Spaß !

  • Instandsetzungsziele:
    • optimale Schärfe
    • einheitliche Zahnlänge
    • richtige Winkel
    • passende Tiefenbegrenzerhöhe
  • Ablauf des Schärfens:
    • Zahnschaufel der Schneidezähne mit Putzlappen reinigen
    • Teilung und Feilendurchmesser ermitteln (vgl. Abb.)
    • Richtzahn (kürzester Zahn) ermitteln und markieren
    • Schärfen der Kette (mit verschiedenen Hilfsmitteln)
    • Überprüfen des Tiefenbegrenzers mit Tiefenbegrenzerlehre
    • Auf die richtige Feilengröße und den richtigen Feilwinkel kommt es an. Es genügen oft wenige Feilstriche um wieder eine ordentliche Schnittleistung zu erreichen
Tabelle zur Ermittlung des richtigen Feilendurchmessers
Teilungen inFeilenstärke in mm
MS-TypZollmmKette neu bis 1/2 abgenutztKette über 1/2 abgenutztTiefenbegrenzer-
abstand in mm
schwere-MS0,40410,35,54,8Weichholz: 1,0
Hartholz,
gefrorenes Holz: 0,8
Mittelklasse bis leichte MS3/89,35,54,80,65
leichte MS0,3258,34,84,50,65
  • Feilhilfen verwenden:
    • Als praktisches Hilfsmittel zum schnellen Schärfen von Zahn und Tiefenbegrenzer haben sich Feilhilfen erwiesen. Beispielsweise das Kettensägenschärfgerät „CHAIN SHARP CS_X“ der Firma Pferd oder der praktisch baugleiche Stihl „Feilenhalter 2 in 1“. Sie sind ideal für gelegentliche Anwender. Dort wird der gleiche Feilendurchmesser über die ganze Zahnlänge hinweg eingesetzt (siehe auch Newsletter 1/2022 der WBS).
  • Schwert und Kette:
    • Ketten, die durch Kontakt mit Fremdkörpern (Steine, Metall, o. ä.) stark beschädigt worden sind, sollten im Wald nicht geschärft sondern ausgetauscht werden. Es empfiehlt sich überhaupt, eine zweite, geschärfte Kette im Wald dabei zu haben.
    • Das Schwert sollte täglich gewendet werden, damit der Verschleiß an der oberen und unteren Seite gleichmäßig erfolgt und eine längere Nutzungsdauer der Schiene erreicht wird. Vor der erneuten Montage sind Schwertnut und Ölbohrungen für die Kettenschmierung zu reinigen (vgl. Abb.).
    • Die Kettenspannung passt, wenn die Kette an der gesamten Führungsschiene anliegt und bei gelöster Kettenbremse noch leicht mit zwei Fingern (Handschuhe) gezogen werden kann. Durch zu geringe Kettenspannung kommt es zur verstärkten Abnutzung der Schiene.
    • Die Schiene ist auf Schäden zu kontrollieren, leicht verbogene Schienen sind auszurichten, Schiene mit Rissen müssen sofort ausgetauscht werden.
    • Faustregel für die Erneuerung von Schwert, Kette und Ritzel: nach zwei Ketten ist das Ritzel und nach vier Ketten das Schwert zu wechseln.
2. Wöchentliche Wartung und Pflege

Die Gesamtreinigung der Motorsäge, ggf. mit Harzlösern, ist im Dauereinsatz einmal wöchentlich durchzuführen.
Der Grat, der sich am Schwert gebildet hat, ist mit einer Flachfeile zu entfernen. Ebenso wird überprüft, ob die Nuttiefe noch ausreichend ist. Gemessen wird die Tiefe mit dem Dorn an der Kombi-Feilenlehre in dem Bereich, in dem der Laufbahnverschleiß am größten ist.
In diesem Intervall ist auch das Ritzel zu kontrollieren. Sind die Einlaufspuren tiefer als
0,5 mm, ist das Ritzel auszuwechseln.

3. Jährliche Wartungsarbeiten

Kraftstoff- und Kettenschmiermitteltank werden geleert und mit reinem Kraftstoff ausgespült. Der Filter des Kraftstoffsaugkopfes wird gewechselt, der des Schmiermittelsaugkopfes in Waschbenzin gereinigt oder ebenfalls ausgetauscht.

Bayerische Waldbauernschule Kelheim/Goldberg

Werkzeug zum Kettenschärfen

Abb. 1

Werkzeug zur Wartung und Pflege der Motorsäge

Abb. 2

Abb. 1 Werkzeug zum KettenschärfenAbb. 2 Werkzeug zur Wartung und Pflege der Motorsäge
1. Kombischlüssel1. Kombi-Feilenlehre mit Dorn zum Reinigen der Schwertnut
2. Kombi-Feilenlehre mit Dorn2. Kombischlüssel für Schrauben und Muttern
3. Feilenbürste3. Torx-Winkelschlüssel
4. Flachfeile4. Haken zum Herausziehen des Kraftstoffsaugkopffilters
5. Rundfeile (5,5 mm) 5. Flachfeile zum Entgraten des Schwertes
6. Rundfeile (4,8 mm) 6. Feilenbürste zum Säubern der Flachfeile
7. Rundfeile.(4,5 mm)7. Kompressor zum Reinigen der Motorsäge mit Pressluft
8. Schieblehre8. Putzlappen
9. Markierstift
10. Schärfgitter
11. Putzlappen
12. Feilenhalter 2in1
Ermittlung der Kettenteilung
Abstand von 11 Nieten (=10 Zwischenräume) geteilt durch 10
Lehrmeister Ludwig Rojer (WBS) reinigt die Schwertnut mit dem Dorn der Kombi-Feilenlehre.
Achtung: immer von der Schwertspitze nach unten!