Was ist besser, die Klemm- oder die Lochpflanzung?

Eine wichtige Entscheidung für einen guten Start der nächsten Waldgeneration

In den vergangenen Jahren ist viel über die Qualität der Pflanzung von jungen Waldbäumen diskutiert worden. Den meisten Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern ist deshalb bewusst, dass Wurzeldeformationen beim Pflanzen ein ernst zu nehmendes Problem mit langfristigen Auswirkungen auf die Stabilität der neu begründeten Waldbestände darstellen.
Durch Anpassung des Pflanzverfahrens an das Wurzelwerk können Wurzelverformungen und deren Folgen deutlich reduziert werden. Ein Blick auf die Form des Wurzelsystems bei wurzelnackten Pflanzen hilft bei der Wahl des angemessenen Pflanzverfahrens.
Ist die Wurzel zwei- oder dreidimensional?
Welches Pflanzverfahren zum Einsatz kommt, wird neben den standörtlichen Voraussetzungen entscheidend von der Baumart, der Pflanzengröße und der daraus resultierenden Wurzelgröße und Wurzelausformung beeinflusst.

Bei wurzelnackten Pflanzen sind zwei grundlegende Wurzelausformungen zu unterscheiden:

  • Ein zweidimensionales Wurzelsystem ist gekennzeichnet durch eine „rübenartige“ Hauptwurzel. Die Seitenwurzeln sind noch weich und biegsam und wachsen größtenteils nur in einer Ebene. Vor allem ein- bis zweijährige Sämlingssortimente (Pflanzen, die ohne Umschulung direkt aus dem Saatbeet zum Verkauf angeboten werden, zum Beispiel 1+0, 2+0) weisen häufig ein zweidimensionales Wurzelwerk auf.
  • Ein dreidimensionales Wurzelsystem ist durch mehrere Hauptwurzeln oder sperrige Seitenwurzeln geprägt, die in verschiedene Ebenen wachsen. Verschulte, mehrjährige Pflanzen haben in der Regel ein dreidimensionales Wurzelwerk ausgebildet.
Das Pflanzverfahren ist entscheidend
Die Auswahl des Pflanzverfahrens ist für die langfristige Stabilität der Waldbäume von entscheidender Bedeutung. Das Pflanzverfahren soll sich an der Ausbildung des Wurzelwerkes orientieren. Angestrebt wird das Ziel, dass die Wurzeln bei der Pflanzung möglichst ungestört (gemeint ist damit der Umfang des Wurzelschnitts) und ohne Deformationen in den Boden kommen.
Für die Praxis ist deshalb bei dreidimensionaler Ausbildung der Wurzeln ein sogenanntes Loch- und Krümelverfahren zu bevorzugen.
Bei der Pflanzung von zweidimensionalen Wurzeln kann das Ziel auch mittels Klemm- oder Spaltverfahren erreicht werden.
Ein Pflanzloch kann jeder herstellen
Im Grundsatz geht es dabei um die Herstellung eines ausreichend großen Lochs, um die Wurzel in möglichst natürlicher Lagerung in den Boden zu bringen. Dieses Loch kann mit unterschiedlichen Pflanzwerkzeugen erzeugt werden, abhängig von Standort und Verhältnissen.
Mit Pflanzhauen wie zum Beispiel der Rhodener Haue wird mit mehreren Schlägen ein Pflanzloch hergestellt. Dabei wird die Lochtiefe nicht „brachial“ mit einem Schlag, sondern je nach Widerstand des Bodens stufenweise erreicht. Grabwerkzeuge, wie zum Beispiel den Hohlspaten, setzt man vor allem bei einfachen Bodenverhältnissen ein. Der Boden soll idealerweise locker, steinfrei und wenig durchwurzelt sein. Das Wurzelwerk wird in seiner natürlichen Lage in das Pflanzloch eingebracht, mit zerkrümelter Erde vollständig umfüttert und mit dem Fuß leicht festgetreten.
Klemm- oder Spaltverfahren bedürfen einer gewissen Übung
Die meisten herkömmlichen Standardpflanzverfahren zählen zu den Klemm- bzw. Spaltpflanzungen. Dabei wird der Boden je nach Werkzeug mit Stichen oder Schlägen geöffnet, die Pflanze eingeschwungen und der Pflanzspalt mittels Schließstich oder mit dem ausgehobenen Bodenpfropf wieder verschlossen.
Ein bestes Pflanzverfahren gibt es nicht
Die Lochpflanzung ist breit anwendbar und eignet sich für Pflanzgut gebräuchlicher Größe und Beschaffenheit. Grenzwertig sind schwere Tonböden, auf denen ein Krümeln nicht mehr möglich ist.
Bei schweren Böden, wo sich der Boden auch mit Hilfe von Werkzeug nicht mehr ausreichend zerkleinern lässt, ist die Klemmpflanzung die vorgegebene Methode. Bei der Klemmpflanzung sollten die Setzlinge so klein wie möglich sein.
Die Bayerische Waldbauernschule bietet dazu verschiedene Kurse an, in denen die Pflanzverfahren vorgeführt werden und selbst geübt werden können.
Katharina Fottner, Bayerische Waldbauernschule Kelheim/Goldberg
Klemm-/SpaltpflanzungLochpflanzung
VorteileVorteile
Schnelleres Pflanzverfahren und damit verbunden eine höhere Leistung beim Pflanzen.Bei gleicher Pflanzlochtiefe ist das Bodenvolumen im Pflanzloch größer. Daher verringert sich die Gefahr der durch die Pflanzung verursachten Wurzelverkrümmungen.
Das wertvolle Bodengefüge bleibt zu großen Teilen erhalten. Durch das weitgehend unzerstörte Porengefüge steht das in den Bodenporen gespeicherte Wasser den Pflanzenwurzeln zur Verfügung.Tendenz die Pflanze durch einen zu starken Wurzelschnitt erheblich zu schwächen wird bei Anlage eines entsprechend großen Pflanzlochs reduziert.
Je höher der Tonanteil im Boden, desto schwieriger wird es den Boden im Pflanzloch zu zerkrümeln. Dann ist die Klemmpflanzung alternativlos.Das Lochverfahren mit grabendem Werkzeug wie dem Hohlspaten ist leicht erlernbar.
RisikenRisiken
Bei gleicher Pflanzlochtiefe bietet das Verfahren weniger Volumen im Pflanzloch. Daher steigt für ausladende Wurzelsysteme insbesondere mit einem hohen Anteil an kräftigen Seitenwurzeln die Gefahr der Wurzelverkrümmung.Ergonomisch ungünstig.
Nur für kleine Sortimente mit zweidimensionaler Wurzelausformung anwendbar.Geringe Leistung.
Beim Einschwingen der Pflanze in den Pflanzspalt erhöhte Gefahr des Umbiegens der Hauptwurzel.Zerstörung des Porenvolumens im Umfeld der Pflanzenwurzeln kann bei Wasserknappheit nachteilig wirken.
Ein fachgerechter Wurzelschnitt ist notwendig
Wurzelverluste bedeuten zunächst für jede Forstpflanze Stress und entstehen bereits zwangsläufig beim Ausheben in der Pflanzschule. Die Pflanze versucht den Verlust durch Neubildung von Wurzeln auszugleichen. Dieser Neuaustrieb kostet die Pflanze jedoch Energiereserven, die dann erstmal für das Sprosswachstum fehlen. Deshalb gilt es beim Wurzelschnitt den Grundsatz „so wenig wie möglich – so viel wie nötig“ zu berücksichtigen.
Die Wurzelausformung der allermeisten Forstpflanzen erfordern einen angemessenen Wurzelschnitt. Zum einen bei überlangen Seitenwurzeln, deren Enden sich selbst in einem ausreichend großen Pflanzloch zwangsläufig umbiegen würden. Zum anderen bei zu langen Hauptwurzeln, jedoch nur soweit, dass sie sich beim Aufsetzen im Pflanzloch nicht mehr umbiegen.
Grundsätzlich sind Wurzelschnitte, die Schnittwunden mit mehr als 4mm Durchmesser hinterlassen, zu vermeiden. Dies kann die Pflanzengesundheit und damit verbunden auch den Anwuchserfolg nachteilig beeinflussen. Der Wurzelschnitt ist in der Regel an jeder Einzelpflanze mit einem scharfen Werkzeug durchzuführen, damit Quetschungen vermieden werden.