Waldbauernschule testet Motorsägensimulator

Kann die Waldbauernschule (WBS) künftig ihr Kraftstofflager für Motorsägensprit auflösen und müssen keine Ketten und Feilen mehr beschafft werden, weil die Motorsägenkurse nur noch „in der virtuellen Realität“ stattfinden? Diesen und weiteren Fragen sind mehrere Ausbilder an der Bayerischen Waldbauernschule auf den Grund gegangen. Der Trainer und Coach der Insimity GmbH aus St. Georgen im Schwarzwald, Christoph Gawel, hat dazu an der WBS einen Sägensimulator vorgestellt. Mit seiner Simulation möchte Insimity Personen, die im Forst-, Feuerwehr- und Rettungsdienst arbeiten, auf Praxiseinsätze vorbereiten. Der Sägen-Simulator, der auf der Virtual Reality-Technik basiert, wurde in Kooperation mit STIHL, der THW Bundesschule Neuhausen und der Berliner Feuerwehr zusammen mit Einsatzkräften entwickelt. Ziel ist eine realistische Einweisung wie auch das regelmäßige Training im Umgang mit einer Kettensäge, um eine schnelle, sichere und vor allem unfallfreie Arbeit mit einer Motor- oder Rettungssäge zu unterstützen. Großes Interesse besteht vor allem im Bereich von Rettungssägen, weil diamantbesetzte Ketten oft mehrere hundert Euro kosten und „echte“ Trainings dann hohe Kosten verursachen. Die Firma sieht den Simulator als Ergänzung zu realen Übungen.

Neben der Software auf einem leistungsfähigen Laptop umfasst das Simulatoren-Set eine VR-Brille (HTC Vive Pro) und einem Transponder, der z. B. statt eines Akkus in eine echte Akkumotorsäge eingesetzt werden kann. Damit werden Bewegungen, die mit der Motorsäge ausgeführt werden, direkt in die virtuelle Realität übertragen.
Den aktuellen Stand der Technik kann man aus Sicht der Waldbauernschule wie folgt bewerten:

Vorteile:

  • Intensives Erlebnis in der digitalen Realität
  • Ohne reales Gefahrenpotenzial
  • Nachhaltiges Lernen durch Immersion (Eintauchen in „andere Welt“)
  • Wetterunabhängigigkeit und Trainieren an jedem Ort
  • Interaktion mit realer Motorsäge
  • Trainieren ohne Benzin und ohne Materialverschleiß

Entwicklungsbedarf:

  • Schnittführungen meist vorgegeben und zum Teil (vor allem bei schwierigeren Schnitten) noch nicht realitätsnah
  • Spannungen von Holz und Lösen der Spannung bei der Schnittführung teilweise noch nicht ausreichend realistisch dargestellt
  • Widerstände der Kettensäge beim Eindringen in „virtuelles Holz“ nicht vorhanden
  • Rückkopplung an den Übenden bei Fehlschnitten und Möglichkeit Fehlschnitte zu machen, teilweise noch unzureichend
  • Ergonomie beim Motorsägeneinsatz kann bisher virtuell nicht beurteilt werden
Fazit:
Im Forstbereich wäre ein Einsatz eines VR-Motorsägen-Simulators vor allem bei Übungen zur Sturmwurfaufarbeitung und anspruchsvollen Fällungssituationen interessant. Dann könnten z. B. gefahrlos verschiedene Szenarien mit Holz unter Spannung trainiert werden. Für diesen Einsatzzweck müssten die aktuelle Soft- und Hardware aber noch weiterentwickelt werden. Dann wäre es in der Zukunft durchaus denkbar, die reale Praxisausbildung mit Übungssequenzen am VR-Simulator zu ergänzen. Die Waldbauernschule verfolgt die künftigen Entwicklungen im Bereich von Motorsägensimulatoren weiterhin interessiert.